Vergesslich? Prima! So arbeitet ein effizientes Gehirn
Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass wir Menschen ständig überlegen, wie wir unser Gedächtnis perfektionieren könnten. Es besteht der Anspruch, nichts vergessen zu dürfen. Gleichzeitig steht bei manchen Menschen die Befürchtung im Raum, an Alzheimer zu leiden, weil sie sich nicht alles merken können, was sie sich gerne merken möchten. Es ist schon eine verlockende Vorstellung, alles behalten zu können. Ist es jetzt unnormal, dass ich mir nicht alles merke?
Die Antwort lautet: Natürlich nicht.
Einer der Gründe, dass das Gehirn vergisst, ist, dass Ballast unflexibel macht –
um es einmal ganz einfach zu sagen.
Was für die Zukunft wichtig ist
Unser Gehirn hat die Aufgabe, uns mit dem auszustatten, was für unsere Zukunft wichtig ist. Dazu konzentriert es sich auf die wichtigen Informationen, es generalisiert und trennt sich von dem, was überflüssig geworden ist. Vergangenes, was nicht mehr gebraucht wird und uns auch emotional wenig bedeutet, verblasst und verschwindet schließlich.
Nur so sind wir in der Lage, unseren geistigen Fokus immer wieder auf etwas Neues zu richten und uns an unsere aktuelle Umgebung anzupassen. Die Gesamtheit aller Erinnerungen unseres Lebens wäre ein Ballast, der das Gehirn behindern würde. Ein äußerst effizienter Vorgang also.
Weg aus dem Gedächtnis mit dem unsortierten Datenmüll
Mit dem Nutzen des Vergessens im Hinterkopf bekommen wir eine erste Ahnung, was das Gedächtnis fördert. Plötzlich wird uns klar, weshalb das Lernen auf Vorrat ohne Sinnzusammenhang so schwer ist und weshalb Kinder so große Probleme mit dem Stoff in der Schule haben und stets danach fragen, “wozu das gut sein soll”. So lange wir mit den Informationen persönlich nichts zu tun haben und keinen Sinn im Behalten erkennen, sträubt sich unser Gehirn gegen Datenmüll.
Zusammenhänge herstellen
Versuchen Sie also stets, zu Lernendes in einen sinnvollen Kontext zu bringen: Was weiß ich schon zu dem Thema? Gibt es beispielsweise neue rechtliche Vorgaben, die Sie wissen müssen? Überlegen Sie sich konkret, was das für Auswirkungen auf Ihren Alltag hat. Das Gleiche gilt für Lesestoff.
Stellen Sie sich vor dem Lesen stets ein paar Fragen
Was erwarte ich mir von dem Buch/Text?
Was weiß ich schon zu dem Thema?
Wenn ich nichts weiß: Was könnte im Text vorkommen?
– um nur einige Beispiele zu nennen.
So “norden” Sie Ihr Gehirn ein und helfen ihm, Zusammenhänge herzustellen.