Wie wär’s mit Multitasking?

Besonders uns Frauen sagt man eine Fähigkeit nach, die es so gar nicht gibt. Wir seien multitaskingfähig: Während wir telefonieren, schreiben wir eine E-Mail, beruhigen die Kinder und bereiten gleichzeitig das Essen zu. Soweit gängige Klischees.

Inzwischen spricht es sich herum, dass “Multitasking” im eigentlichen Sinn gar nicht möglich ist: Die Dinge, die quasi gleichzeitig erledigt werden, werden mit minderer Qualität erledigt, als wenn sie nacheinander abgearbeitet würden.

Aktionspotenzial

Unser Gehirn kann kein Multitasking: Wir können Informationen nur nacheinander verarbeiten und nicht gleichzeitig. Zu letzterem ist unser Gehirn nicht gemacht. Die “Währung”, in der Dinge, die wir tun, im Gehirn benannt und gemessen werden, nennt sich “Aktionspotenzial”. Diese Aktionspotenziale werden nur nacheinander ausgelöst, nie gleichzeitig. Somit können wir auch nichts gleichzeitig verarbeiten.

Manche Menschen beherrschen Multitasking?

Es gibt Menschen, die von sich behaupten, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können. Doch auch diejenigen können nur anscheinend mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen, indem sie gleichzeitig telefonieren und eine Mail lesen. Sie nehmen aber von der Mail z.B. vielleicht nur jedes 3. Wort wahr – was ausreichend sein kann. Vom Telefonat gehen dann vielleicht 40% verloren, was, je nach Gespräch, kein Drama sein muss. Ein richtiger Gewinn ist es nicht.

Forschungen haben gezeigt, dass Menschen für Aufgaben, die sie unter Multitasking bearbeiten versuchen, bis zu eineinhalbmal so lang brauchten wie Kollegen, die zuerst die eine und dann die andere Aufgabe erledigten.

Psycholog David Meyer (University of Michigan)

Meinen Gesprächsteilnehmern widme ich gerne meine ganze Aufmerksamkeit. Das halte ich für selbstverständlich.